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Preview: Musical Piaf – Landestheater Linz 2020

Das Musical Piaf eröffnet die Saison 2020/21 am Linzer Landestheater. Diese Produktion wurde coronabedingt auf den Spielplan gesetzt. Am 12. September 2020 war ich im Musiktheater am Volksgarten zu Gast und darf euch über eine Preview berichten. Premiere am 18. September 2020.

Handlung & Entstehung:

Édith Piaf war auf der Bühne und im Leben eine Naturgewalt. Ein Lied davon singen konnten ihre zahlreichen Liebhaber. Auf der Bühne besang die Piaf Männer, die sie quälten, verließen, demütigten. In der Wirklichkeit war es meistens umgekehrt: Jeder Liebhaber fiel früher oder später in Ungnade und wurden binnen kurzem durch einen Nachfolger ersetzt. Ihr Hofstaat hütete sich, den Verflossenen zu verteidigen – Édith hielt es nicht aus, wenn man ihr Widerstand entgegensetzte. Sie war frei und gefährlich, hatte alles gesehen und getan, und das sah und hörte man.

Die britische Autorin Pam Gems schrieb 1978 für die Royal Shakespeare Company das biografische Musical Piaf, das rasch das West End, den Broadway und Bühnen in aller Welt eroberte. In prallen Szenen beleuchtet sie schlaglichtartig Stationen aus Édith Piafs faszinierendem Leben, von der rotzfrechen jungen Straßensängerin über die bewunderte Ikone bis zur von Alkoholismus und Medikamentenabhängigkeit gezeichneten Todkranken. 2008 überarbeitete die Autorin selbst ihr Stück für eine Produktion am renommierten Londoner Donmar Warehouse Theatre. Die deutsche Fassung dieser Version hat nun im Linzer Musiktheater seine Erstaufführung.

Das Stück ist gespickt mit Édith Piafs großen Chansons wie „L’accordéoniste“, „Padam“, „La vie en rose“, „Mon dieu“ und natürlich „Milord“ und „Non, je ne regrette rien“. Eine Paraderolle für das Gründungsmitglied des Musicalensembles, Publikumsliebling Daniela Dett, die sie nach der langen Zwangspause mit großer Energie auf die Bühne wirft. Die Inszenierung stammt vom Linzer Musicalchef Matthias Davids (zuletzt Die spinnen, die Römer! am Landestheater Linz und Le roi Carotte an der Volksoper Wien), die Bühne und das Video (das senkrecht durch einen im schrägstehenden Spiegel auf den Boden projiziert wird) entwarf Mathias Fischer-Dieskau (der mit Davids im Musiktheater bereits Show Boat, Les Misérables, McTeague und Into the Woods verantwortete), die Kostüme wurden von Judith Peter (Show Boat, Singin‘ in the Rain, Into the Woods) designt, und das in dieser Produktion besonders ausgefeilte Lichtdesign stammt von Michael Grundner.

Inszenierung/Stück:

Matthias Davids begeistert mit dieser Inszenierung das Linzer Publikum. Er zeigt schonungslos den Raubbau den die französische Ausnahmekünstlern Édith Piaf an sich selbst betrieben hat. Daniela Dett ist es gelungen, „den kleinen Spatz von Paris“ aus Fleisch und Blut zu zaubern! Sie ist verblüffend nah am Original und die Erzählung dieser Geschichte berührt auf sehr vielen Ebenen. Für mich hat das Musical Piaf sehr viel Tiefgang und menschliche Abgründe, die das Publikum wachrütteln.

Kreativteam, Besetzung & Musik:

Hannah Moana Paul hat eine passende Choreografie entworfen, die Schwung bringt und Freude macht. Mathias Fischer-Dieskau (Bühne und Video) erschafft eine schlicht wirkende Bühne, die in Kombination mit dem Lichtspiel von Michael Grundner beeindruckt und eine besondere Stimmung zaubert. Die Kostüme von Judith Peter sind im Stil authentisch und überzeugen. Dramaturg Arne Beeker erhält den Spannungsbogen aufrecht und der Zuschauer ist neugierig was passiert.

Daniela Dett (Édith Piaf) verkörpert ihre Charakterrolle sehr authentisch. Sie brilliert stimmlich auf ganzer Linie mit französischen Chansons. Sie erzählt Piaf’s Gefühlswelt hautnah und das berührt. Für diese oberösterreichische Piaf aus Fleisch und Blut hat sie definitiv einen Musiktheater-Preis verdient.

Hanna Kastner  (Cover Édith Piaf) nur in einzelnen Vorstellungen. Nina Weiß (Toine) überzeugt mit authentischem Spiel und einer sehr guten stimmlichen Leistung. Sanne Mieloo (Marlene) verkörpert ihre Figur glaubwürdig und ihr Gesang berührt. Hanna Kastner, Celina dos Santos (Madeleine / Ensemble / Francine / Ensemble) zeigen beide große Spielfreude und überzeugen. Karsten Kenzel (Bruno / Soldat / Ensemble) füllt seine Rollen mit Bühnenpräsenz und kann stimmlich begeistern. Peter-Andreas Landerl (Leplée / Georges / Vaimbert /Ensemble) wirkt authentisch und sein Gesang ist top. Gernot Romic ( Émil / Inspektor / Boche 1 / Louis / Ens) man spürt sein kraftvolles Spiel und sein Gesang bezaubert. David Arnsperger (Jean / Raymond / Marcel /Yves / Ens) brilliert in seiner Darstellung und wird mit Szenenapplaus als Yves für seine Opernstimme belohnt, ich hatte Gänsehaut. Christian Fröhlich (Eddie / Boche 2 /Amerik. Offizier / Lucien / Dealer / Theo / Ensemble) begeistert mit einer sehr guten Stimme und großer Spielfreude in seinen Auftritten. Lukas Sandmann (Petit Louis / Charles / Solo Compagnon / Ensemble) er begeistert mit Spielfreude und beeindruckt mit einer Top-Stimme.

In dieser Preview-Vorstellung unter der musikalischen Leitung von Tom Bitterlich, brilliert das Orchestre „Les Bohémiens de Montmartre“ Es zaubert einen gefühlvollen Abend gespickt mit französischen Chansons – die absolut ins Ohr gehen.

Titelbild & Szenenfotos Piaf | © Reinhard Winkler.

Video-Trailer vom Landestheater Linz:

Gesamteindruck:

Das Publikum in dieser Preview war sehr begeistert und es gab zahlreichen Applaus.  Es wurde viel über das komödiantische Spiel gelacht. Der große Saal des Musiktheaters war unter Einhaltung des vorgeschriebenen Corona-Präventionskonzepts halb gefüllt. Das Theaterpersonal informierte die Zuschauer über die Vorgaben, welche zum Großteil befolgt wurden. Die Maskenpflicht wurde eingehalten.

Nach der Preview-Vorstellung habe ich Daniela Dett und Gernot Romic persönlich (natürlich mit Abstand) getroffen. Danke für unser nettes Gespräch.

| Mit freundlicher Unterstützung durch das Landestheater Linz & Pressefotos © Reinhard Winkler | Irrtümer, Satz- und Schreibfehler vorbehalten! | Alle Beiträge und Interviews beinhalten eine persönliche Meinung – kostenlose Werbung! |.