Berichte

Musicalpremiere Fun Home (DSE)

Am 14. April 2023 fand im Musiktheater Linz die Fun Home – Premiere (DSE) statt. Der Bühnen Highlights – Blog darf euch von einer berührenden Inszenierung in der intimen BlackBox berichten.

FUN HOME (DSE)

MUSICAL VON JEANINE TESORI UND LISA KRON.

NACH DER GRAPHIC NOVEL VON ALISON BECHDEL.

Musik von Jeanine Tesori.

Buch und Gesangstexte von Lisa Kron.

Deutsch von Roman Hinze.

In deutscher Sprache

 Premiere: Freitag, 14. April 2023, 20.00 Uhr – BlackBox Musiktheater.

Preview: Donnerstag, 13. April 2023, 20.00 Uhr.

Die weiteren Vorstellungstermine: 19., 22., 25., 29. April, 2., 3., 6., 14., 16., 21., 22. Mai 2023

Zum Stück:

Alison Bechdels Graphic Novel Fun Home – eine Familie von Gezeichneten von 2006 erschloss dem Genre Musical eine neue Welt. Bechdel erzählt darin von ihrem eigenen Erwachsenwerden im familieneigenen Bestattungsinstitut („Funeral Home“, scherzhaft von der Familie zu „Fun Home“ abgekürzt), ihrem Coming-Out, der schwierigen Beziehung zu ihrem bisexuellen Vater, der (vermutlich) Selbstmord begeht, als sie 19 ist. Ihr schonungsloser und doch liebe- und humorvoller Bericht über ihre Familie entwickelte sich zum Bestseller und wurde u. a. von Literaturkritiker Dennis Scheck ins Deutsche übersetzt.

Das Musical wurde von Lisa Kron und Jeanine Tesori fünf Jahre lang entwickelt, bevor die Broadway-Produktion 2015 mit fünf Tony Awards (Bestes Musical, Buch, Score, Regie und Hauptdarsteller) ausgezeichnet wurde. Die Rolle der Alison wurde auf drei Darstellerinnen aufgeteilt: die Erzählerin, die an ihrer Graphic Novel arbeitet, die junge College-Studentin, die ihr Coming-Out hat, und die 10-Jährige, die mit ihren Brüdern eine zugleich unbeschwerte wie ungewöhnliche Kindheit im „Fun Home“ verbringt, ohne zu ahnen, wie problembeladen die Ehe ihrer Eltern ist.

Kreativteam & Besetzung:

Musikalische Leitung – Juheon Han

Inszenierung – Nicole Claudia Weber

Choreografie – Hannah Moana Paul

Bühne – Charly Fehringer, Judith Leikauf

Kostüme – Julia Klug, Nina Holzapfel

Nachdirigat – Tom Bitterlich

Dramaturgie – Arne Beeker

***

Alison – Sanne Mieloo

Mittlere Alison – Celina dos Santos

Bruce Bechdel – Karsten Kenzel

Helen Bechdel – Daniela Dett

Roy / Mark / Pete / Bobby Jeremy – Christian Fröhlich

Joan – Bettina Schurek

Kleine Alison – Rosa Gruber / Helena Unger

Christian Bechdel – Gabriel Federspieler / Benjamin Kirchschläger

John Bechdel – Michael Falkner / Gabriel Federspieler

Band „Six Feet Under“

Gesamteindruck:

Das Musical „Fun Home“ wird am Linzer Landestheater derzeit als deutschsprachige Erstaufführung in der intimen BlackBox gezeigt. Die Inszenierung von Nicole Claudia Weber entführt in eine berührende Handlung, welche auf der Graphic Novel von Alison Bechdel beruht – diese erzählt ihre wahre Lebensgeschichte. Als Comic-Zeichnerin, hat sie darin alle familiären Ereignisse rückblickend aufgearbeitet.

Diese emotionale Handlung, bringt zum Lachen und Weinen! „Der Zuschauer erlebt eine intensive Gefühlswelt und wird davon förmlich mitgerissen.“

Die Musik ist sehr minimalistisch komponiert, teilweise ist sie so leise das ihr Klang in einzelnen Szenen völlig untergeht. Aber genau das ermöglicht den Zuschauern, sich vollständig auf die Handlung einzulassen und sie zu verstehen. Die Band „Six Feet Under“ zauberte unter der musikalischen Leitung von Juheon Han trotz dieser leisen Musik eine berauschende Premiere. Das gesamte Ensemble kann mit tollem Gesang und Zusammenspiel brillieren.

Die einzelnen Szenen mit Choreografie (Hannah Moana Paul) verleihen diesen berührenden und zugleich kleinen Momenten die richtige Stimmung. Das Bühnenbild (Charly Fehringer, Judith Leikauf) ist eine offene Drehbühne, von jeder Seite einsehbar und das bringt schnelle Umbauten. Die Spielfläche wird unter Kraftaufwand von den Darstellern während der Vorstellung im richtigen Moment gedreht, einzelne Requisiten ergänzen ein authentisches Zuhause der Familie von Alison Bechdel.  Die Kostüme (Julia Klug, Nina Holzapfel) wirken glaubhaft und sind großteils im Stil der 80iger Jahre gestaltet. Die Dramaturgie (Arne Beeker) bleibt bis zum Schluss aufrecht, sie berührt und begeistert.

Sanne Mieloo zeigte eine vielschichtige Alison voller Gefühle – sie erschafft dabei zahlreiche berührende Momente. Als Erzählerin ihrer eigenen Geschichte arbeitet sie die Geschehnisse gekonnt auf und das geht unter die Haut.

Helena Unger (kleine Alison), Benjamin Kirchschläger (Christian Bechdel) und Michael Falkner (John Bechdel) können als Kinder am Premierenabend voll überzeugen und sie zeigten ein gutes Zusammenspiel.

Celina dos Santos glänzt mit einer facettenreichen Darstellung der jugendlichen Alison, welche eine große Verwandlung durchlebt. Karsten Kenzel als Vater Bruce wandelt genial auf dem schmalen Grat zwischen Glücksgefühlen und tief depressiven Phasen. Daniela Dett präsentiert eine liebe Mutter, aber doch eine seelisch verletzte Ehefrau – dieses Wechselspiel gelingt stark und trotzdem berührend. Christian Fröhlich verkörperte seine Männer-Rollen authentisch und kraftvoll. Bettina Schurek spielt die lesbische Freundin Joan von der jungen Alison glaubhaft.

Das Publikum war sehr konzentriert am Zuhören und am Schluss voller Begeisterung.

 Titelbild & Szenenfotos | © Reinhard Winkler

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