Am 27. August 2021 durfte ich mit Musicaldarstellerin Katja Berg ein sehr persönliches Interview führen.
Warum hast du dich für eine Musicalausbildung entschieden und wie ist es dazu gekommen?
Ich habe als kleines Mädchen schon immer gesungen und getanzt. Außerdem stand ich sehr gern im Mittelpunkt – habe Gedichte vorgetragen und Geschichten erzählt. Dabei war ich sehr temperamentvoll, wenn ich in den Raum kam, war es immer laut – meine Mama sagt das heute noch. Das Verkleiden habe ich geliebt und die großen Schuhe meiner Oma habe ich auch angezogen oder sie hat mir aus alten Gardinen irgendwelche Röcke genäht. In diesen Kleidern und den viel zu großen Schuhen, bin ich dann im Garten herumgelaufen. Außerdem habe ich gerne Bücher gelesen und bin dabei in eine andere Welt abgetaucht. Ich liebte Filme und ging sehr gerne ins Puppentheater bzw. Theater.
Angefangen hat alles mit meinem Musiklehrer, der gesagt hat: „In dir steckt Talent – mir geht das Herz auf wenn du singst.“ Dieses naturwissenschaftliche Gymnasium, war teilweise schwierig für mich auch beim Abitur (Matura). Aber die Auftritte mit der Lehrerband und dem Schülerchor haben mich aus so mancher Traurigkeit herausgeholt.
Ich wollte Schauspielerin werden und habe mich in Berlin an der Schauspielschule beworben. Habe dann aber über meine Gesangslehrerin einen Tipp bekommen, dass es in Berlin einen Gesangswettbewerb gibt. Dort habe ich einen Preis gewonnen. Da habe ich erfahren, dass man Gesang, Tanz & Schauspiel studieren kann. In der Kombination was ich vorher nicht wusste und so bin ich zum Musicalstudium an der an Universität der Künste in Berlin gekommen.
Wer hat dich bei deinem Berufswunsch zur Musicaldarstellerin unterstützt?
Während der Schulzeit war ich im Amateurtheater, in der Tanzgruppe, in der Lehrerband, im Kabarett in der Stadt,… zeitgleich wurden meine Noten immer schlechter. Meine Mama hat damals gemeint, ich mache zu viel neben der Schule und ich muss Prioritäten setzen. Dann bin ich in mich gegangen und habe gemerkt ohne Singen kann ich nicht sein. Also habe ich für ein halbes Jahr Gesangsunterricht genommen, danach wollten meine Eltern von meiner Gesangslehrerin wissen ob ich für später genug potenzielles Talent habe.
Die Gesangslehrerin meinte nach dem halben Jahr zu meinen Eltern „Katja hat viel Potenzial und ein großes Talent. Es wäre schade wenn das verloren geht. Meine Eltern brauchten diese fachliche Bestätigung. Ich bin sehr glücklich, dass ich das Musicalstudium machen durfte und mich meine Eltern dabei unterstützt haben.
Welche Erfahrungen und Jobs hast du, während deiner Musicalausbildung gemacht?
Um mein Studium neben der Unterstützung durch meine Eltern zu finanzieren, habe ich viel gesungen z.B. Galas, Autohaus-Eröffnungen, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Beerdigungen & Werbejingels im Studio eingesungen. Dadurch habe ich viel Bühnenerfahrung gesammelt. Meine erste Inszenierung war „How to succeed in business without really trying“ in der Neuköllner Oper Berlin.
Welche Rollen waren für dich Highlights in deiner Karriere?
Das ist eine Frage die ich immer schwer beantworten kann, weil ich schon über 20 Jahre dabei bin. Ich habe viele kleine und große Rollen gespielt. Mamma Mia am Operettenhaus, Hamburg (2002/03) war für mich ein Sprungbrett. Die Produktionen im Friedrichstadt-Palast Berlin waren ganz toll. Bei Rollen die mich schauspielerisch forderten, habe ich meisten gelernt z.B. die Sweet Charity Hope Valentine am Theater Kiel, da habe ich gesungen, getanzt, gespielt. Dabei bin ich von der Bühne abgegangen für einen Quickchange (Schnellumzug) um danach wieder rauf zu laufen.
Ich bin ganz glücklich und dankbar für z.B. Evita (Landestheater Neustrelitz), Magenta in Rocky Horror Show (Musicalsommer Amstetten), Milady de Winter in Die 3 Musketiere (Theater Magdeburg) & Roxie Hart in Chicago (Staatstheater Augsburg).
Wie geht es dir persönlich vor Auftritten mit Live-Publikum?
Ich bin immer noch nervös vor jeder Vorstellung, manchmal frage ich mich warum tue ich mir das noch an? Und ich gehe auf die Bühne und spüre das Licht und sehe die Menschen. In dem Moment brennt mein Herz, die Aufregung ist weg und alles fließt. Ich hätte nicht gedacht, dass trotz Corona so viele Menschen ins Theater kommen und es vermisst haben und in dieser speziellen Zeit sehr dankbar sind.
Was ist dein Ausgleich und Energiepol zum Beruf?
Die Familie ist das was mich am Boden bleiben lässt. Als ich Mutter geworden bin, habe ich mich verändert. Davor habe ich als Künstlerin ein sehr ichbezogenes Leben geführt. Ich bin viel gereist von einem Vorsingen zum nächsten, bzw. von einer Produktion zur nächsten. Ich war bei meinen ersten Sohn 1:1/2 Jahre zu Hause und ich habe es geliebt. Damals war ich ausgebrannt, ich habe vorher viel gearbeitet. Die Pause hat mir gut getan, ich habe zu mir gefunden. Habe damals gespürt was wirklich wichtig und nachhaltig im Leben ist, es hat mir Liebe und Ruhe gegeben. Das Showbusiness ist toll, aber es ist ein kurzfristiger Kick und das was ich zu Hause habe ist langfristig und ist immer da. Die zwei Welten zu kombinieren bedarf einer guten Organisation.
Gibt’s Traumrollen für dich die du noch nie gespielt hast, oder andere Projekte die auf deiner Wunschliste stehen?
Das Musical My Fair Lady für das ich wahrscheinlich schon zu alt bin. Donna in Mamma Mia, Lady of the Lake in Spamalot, ich habe noch ein lange Liste. Aber ich würde mich auch freuen über neue Stücke die unbekannt sind und gerade geschrieben werden. Diana Goodman in Next to Normal, Last five Years mit einem gleichaltrigen Partner. Es ist so viel möglich. Eventuell eine CD, ich brauche die richtige Zeit und Geduld dafür, weil es sehr aufwendig ist.
Du hast zu mir gesagt, dass du vielleicht einmal ins Musicalensemble an das Linzer Landestheater kommst?
Ich muss schon sagen das ist ein hartes Arbeitspensum 4-5 Premieren in einer Spielzeit und eine Frage des Pendelns, meine Familie lebt in Wien und der Arbeitsplatz wäre in Linz. Jeden Tag pendeln geht nicht, ich bräuchte eine zweite Wohnung vor Ort. Vielleicht wenn mein Kleiner ein bisschen älter ist, ich schließe es nicht aus. Ich glaube auch es würde mir sehr gut gefallen.
Danke für das nette Interview und das du dir vor dem Konzert Zeit genommen hast. Hoffentlich bis bald liebe Katja!
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